Sind unsere Partner verantwortlich für unser Glück?
In der Liebesbeziehung geht es nicht darum, den anderen glücklich zu machen, sondern sich selbst.
Zugegeben, diese Behauptung macht munter und fordert Geist und Gemüt gleichermassen heraus. Kann ich – als ein auf Resonanz und Kooperation ausgerichtetes soziales Wesen -, überhaupt glücklich werden, ohne dass meine Frau dabei nicht auch glücklich wird? Sind wir denn nicht abhängig vom Glück des anderen? Wie kann ich glücklich werden, wenn ich mich nach den Bedürfnissen eines anderen Menschen ausrichte? Komme ich dabei nicht zu kurz?
In einem Magazin habe ich eine weitere kecke Behauptung aufgelesen: „Wer in Partnerbörsen den Richtigen finden will, findet höchstens den Richtigen, um sich schnell zu langweilen.“ Dabei wissen wir es doch schon lange. Beide Volksweisheiten stimmen: Gleich und gleich gesellt sich gern und Gegensätze ziehen sich an. Doch was nützen uns Weisheiten und Theorien, wenn zwei, die einmal glaubten, füreinander geschaffen zu sein, irgendwann wieder auseinandergehen? Das verstehen oft weder die Betroffenen selbst noch ihr Umfeld. Nicht selten wird dann die Leerformel „wegen unüberbrückbarer Gegensätze“ bemüht, ähnlich wie in der Geschäftswelt, wo eine Trennung offiziell stets „im gegenseitigen Einvernehmen“ erfolgt.
Das individuelle "Beuteschema"
Wenn Paare in der Krise stecken, wird die Erklärung dafür gerne im Rucksack der persönlichen Biografie gesucht. Sicher, was uns unsere Eltern vorgelebt haben, ist relevant dafür, mit welchen Vorstellungen wir ins Beziehungsleben starten. Lange Zeit aber wollte die Psychologie das Scheitern von Beziehungen allein mit den Erfahrungen aus der Herkunftsfamilie erklären. Der Schlüssel, ob jemand mit einer anderen Person gut leben könne, liege in der Kindheit, so die Fachwelt einhellig. Danach hätten zum Beispiel Scheidungswaisen schlechtere Karten als Sprösslinge aus sogenannt intakten Familien – eine These, die bis heute nicht bewiesen ist.
Das romantische Ideal, wonach Ehe und Familie auf dem fragilen Gefühl der Liebe zu gründen sind, ist noch jung.
Erst seit rund zweihundert Jahren scheitern Männer und Frauen am Vorhaben, Liebe, Freundschaft und erfüllenden Sex in Zweisamkeit zu vereinen. Ob das eine gute Idee ist, spielt keine Rolle. Wichtig scheint mir die Einsicht, dass die nährende, dauerhafte und auf Augenhöhe ausgerichtete Liebesbeziehung eine der grössten Herausforderungen ist, der wir uns im Leben stellen können. Und wenn das so ist, dann sollten wir die Beschämung nicht zulassen, Scheidung sei ein Makel.
In was haben Sie sich damals verliebt?
Oder in was verlieben Sie sich gerne und leicht? Vielleicht stehen Sie auf körperliche Merkmale, oder auf charakterliche Eigenschaften, oder auf Spass und Leichtigkeit. Nichts daran ist verkehrt. Schliesslich hat jeder sein individuelles „Beuteschema“. Wenn einem aber das Lachen nach einigen Jahren Beziehung immer öfters im Halse stecken bleibt, oder die zuverlässige Korrektheit von damals nun als kleinkarierte Sturheit erlebt wird, oder sich Speck auf die einstmals sportlichen Lenden gelegt hat, dann ist ein Paar gefordert, nach neuen Gemeinsamkeiten zu suchen. Freiwillig. Im nie enden wollenden Paartanz zwischen Ich, Du und Wir gibt es keine einfachen Lösungen. Oder will jemand behaupten, den Partner oder die Partnerin aus der Verantwortung für das eigene Glück zu entlassen, sei einfach?
Stefan Eigenmann, geb. 1960, in 2. Ehe verheiratet, arbeitet in Bülach (CH) seit 2003 freiberuflich als Einzel-, Paar- und Sexualberater. In seiner ‘Werkstatt für Kontakt & Dialog’ begleitet er Einzelne, Paare, Familien und Gruppen in Krisen- und Konfliktsituationen sowie in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Mehr auf Kontaktdialog.ch
Als lizenzierter The Art of Being®-Lehrer leitet Stefan Eigenmann ausserdem Seminare und Trainings. The Art of Being® ist eine ganzheitliche, vom Tantra inspirierte Lebensschule für Liebe, Intimität und Bewusstsein. Zusammengefasst geht es um die lebenslange Lerneinladung, achtsam mit dem zu sein, was ist. Mehr auf Art-of-being.ch Seit August 2007 erscheint im ‘Tages-Anzeiger’ (Zürcher Unterland) alle zwei Wochen eine Kolumne von Stefan Eigenmann. "Liebe, Lust und Stolpersteine" handelt von (allzu) menschlichen Erfahrungen mit der Liebe und der Lust. |
zum Glück braucht das Glück kein Ich und auch kein Landeplatz… etwas lacht da immer im Hintergrund – mit Ich und ohne Ich… immer mitten rein ins Glück-Licht-Sein!
Ja und wenn das Ich grösser wird bekommt es Platz-Angst…………. 🙂 🙂
Dann müsste das ‘ICH’ ja angst vor dem GLUECK haben, weil je glücklicher es wird, desto eher kommt der GROSSE PLATZ! Blop, und weg is es…….. 🙁
Genau, bist die Glücksblase platzt und sich das Ich auflöst – durch Liebe aus Liebe… wie auch immer mit Spaß an der Freude… warum also nicht…!
Dierkali du sagst es überdeutlich: Ausprobieren – und das glück wird grösser und grösser…
Enjoy! 🙂
sehr richtig… anderseits den anderen glücklich zu machen und er gibt es zurück und das Glück wird größer und größer… wie auch immer – ausprobieren…
Sollten wir nicht vor einer Beziehung schon glücklich sein – und dann dieses Glück teilen?
“In der Liebesbeziehung geht es nicht darum, den anderen glücklich zu machen, sondern sich selbst. ”
Hoppla, endlich sagt das mal jemand!!
🙂 Ultrafeel, du bist cool!